Cultures Satzkette

kleine Forenspiele und mehr ...
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delfin
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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von delfin » Mi 28. Jan 2015, 00:50

Teil 2 "Der Auftrag der Quelle"

Bredun war ehemals eine angesehene Stadt der Heiler, sie lag auf einer kleinen Landzunge im Süden der Insel Krog. Drei weise Frauen führten die Stadt Bredun an und spendeten mit ihrem Wissen Heilung. Vor Jahrzehnten gab es eine Heilige Quelle, die jedoch durch ein von schwarzer Magie ausgelöstes Erdbeben verschüttet wurde. Das Wissen über sie ging fast verloren und das nördlich der Stadt liegende Gebirge, das sie vom Rest der Insel trennte, galt fortan als verflucht. Doch die Stadt hatte durch ihr Lage direkt am Meer die Chance, sich über den Seeweg mit Gütern zu versorgen und Menschen kommen zu lassen. Doch vor einigen Jahren kamen schwer bewaffnete Piraten und überfielen die Stadt. Der Großteil der Stadt wurde niedergebrannt, die meisten Männer umgebracht, die drei Heilerinnen entführt und ihre Schüler ebenfalls ermordet. Nur Wenige überlebten, überwiegend Kinder und Alte. Die Jahre vergingen und die verbliebenen Bewohner Breduns kämpften sich durch. Hoffnung hatten sie leider nicht mehr viel.

Doch eines Tages sahen sie ein Schiff am Horizont, dass direkt auf ihren Hafen zuhielt. Und als es anlegte stieg eine buntgemischte Gruppe Menschen aus. Wie sich herausstellte, war unter ihnen auch Unna, die letzte Überlebende der drei Heilerinnen. Das erfreute die Menschen sehr. Und nach einem kleinen Begrüßungsfest, was durch die Jagdkünste der Bogenschützin Brisa und dem Kochtalent Sanchos, zu einer wahren Freude wurde, kam es zu noch mehr Überraschungen für die Bewohner. Denn dieser Heldentrupp war gekommen um die magische Quelle wieder zu erwecken und die Quellnymphe Nalanyia zu befreien. Was ihnen auch gelang. Dies brachte Hoffung und Freude in die Herzen der Menschen zurück. Als dann die meisten der Neuankömmlinge auch noch verkündeten in Bredun zu bleiben, um beim Wiederaufbau zu helfen, war das mehr als die Bürger je zu träumen gewagt hätten.

Knapp zwei Wochen war vergangen seit Quax, Kori und Brisa aufgebrochen waren, um die Akademie der Magier zu finden, wo sich Loriel aufhalten soll. In der Zwischenzeit war in Bredun schon viel in die Wege geleitet worden. Die Wiedererweckung der Heiligen Quelle und der Wiederaufbau Breduns war ein großes Symbol, dass durch Kapitän Francis und die Männer auf Koris Schiff rasch auf Krog und den umliegenden Inseln verbreitet wurde. Aber sie propagierten nicht nur mit dem Wiederaufbau sondern sie brachten auch Personen, Baumaterial und Handelswaren nach Bredun zurück. Es waren erst knapp zwei Wochen vergangen, aber durch die vielen fleißigen Hände und die große Motivation der Menschen wurde schon viel erreicht. Die Taverne von Marja erhielt durch Sanchos Kochkünste und Björns musikalischer Untermalung sehr viel Zuspruch und wurde schon bald zu einem der meistbesuchten Orte der Stadt. Belix hatte mithilfe einiger starker Männer begonnen die Schmiede wieder aufzubauen. Orima und Edda halfen Unna bei der Vorbereitung für die Wiederaufnahme von Kranken indem sie die alte Heilerstätte reinigten und mit benötigten Vorräten füllten. Ardis und Galmur kümmerten sich um die Grotte bei der heiligen Quelle, bei der sie einen kleinen Tempel errichten wollten.

Kwasir hatte sich inzwischen einen kleinen Laden eingerichtet in dem er selbstgebraute Tränke verkaufte. Durch Unnas Unterstützung und Ratschläge hatten diese mittlerweile auch deutlich geringere Nebenwirkungen. Seine magische Pflanze stand im Fenster und galt ihm fortan als Glücksbringer, auch wenn dies erfoderte das er ab und zu einige Tropfen Blut an sie abgeben musste. Doch das störte ihn nicht, es war halt eine magische Pflanze, die besondere Nährstoffe benötigte. Nun beschloss Kwasir, dass es an der Zeit sei Unna ein kleines Dankeschön für ihre Lehrstunden zu überbringen. Er wollte ihr etwas ganz besonders bringen, deshalb mischte er eine zarte Creme an, in die er einige Blätter des magischen Krautes untermischte. Diese Salbe verpackte er und band eine Schleife drum, um es später Unna zu übergeben. Schon am Abend bot sich eine Gelegenheit dazu an, denn sie beide wollten sich treffen um über einige Heiltränke zu sprechen. Am Ende des Gespräches präsentierte Kwasir sein Geschenk, worüber sich Unna freute. Sie ging mit der Schachtel, in der die Salbendose ruhte, nach Hause.
Als sie in ihrem neuen Haus ankam öffnete sie das Päckchen.
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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von Alix » Mi 28. Jan 2015, 08:43

Eine schön verzierte Dose kam zum Vorschein. Unna lächelte, Kwasir hatte sich Mühe gegeben. Sie öffnete die Dose und sah darin eine Art Salbe.

Unna roch den verführerischen Duft sofort. Ein Duft der ihr völlig fremd war. Sie hatte ihn zwar schon einmal schwach wahrgenommen im Haus von Kwasir, aber diese Intensität war ihr neu.

"Wie hat er das zustande gebracht?" fragte sie sich oder war die Creme von einem Händler. So richtig traute sie sich nicht die Creme sofort zu verwenden. War sie für die Haut gedacht, oder als Mittel um im Raum Duft zu verbreiten? Sie wollte lieber noch mal bei Kwasir nachfragen, wie sie entstanden war.

Seine letzte Mischung auf dem Schiff hatten doch Zweifel bei ihr hinterlassen, auch wenn er inzwischen viel sorgfältiger arbeitete. Auf jeden Fall war es ein lieb gemeintes Geschenk und das machte Unna irgendwie froh. Ja Kwasir liebte sie wohl!
"Und ich? Liebe ich ihn auch?" Unna dachte nach, den Duft der Salbe einatmend. "Er ist nett, wenn auch etwas schusselig. Immer bemüht sein Bestes zu geben. Sogar das Rauchen hat er fast aufgegeben. Sein Laden läuft gut."
Unna verschloss die Dose "Nichts überstürzen, erst mal machen wir Bredun wieder zur berühmten Heilerstadt! Der Morgen ist klüger als der Abend! Ich sollte schlafen gehen."
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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von delfin » Sa 14. Feb 2015, 15:36

Die Neuigkeit der symbolträchtigen Wiedererweckung der Heiligen Quelle hatte sich bereits in wenigen Tagen weit verbreitet. Auch die Kunde, dass die Heiler zurückgekehrt waren, Sanchos Kochkünste und Björns Gesangstalent taten einen Großteil dafür, dass Bredun wieder viele Besucher erhielt. In den nächsten Tagen kamen immer wieder viele Schiffe nach Bredun, die neues Baumaterial und Menschen mitbrachten. Kapitän Francis freute sich sehr, wieder so oft auf See fahren zu können. Auch einige Handelsschiffe landeten im Hafen, wodurch die Taverne und die Händler vor Ort gute Einnahmen hatten und vor allem immer wieder neu werben konnten. Der Wiederaufbau der kleinen Stadt Bredun ging somit gut voran.

Das alte Gebäude der Heilerschule wurde wieder renoviert und gereinigt. Unna begann mit Edda und einigen Schülern schon kleinere Heilungen vorzunehmen und Kranke zu versorgen. Die Schmiede war bereits erneuert und Belix erhielt viele Aufträge, die er zur Zufriedenstellung der Kunden bearbeitete. Unna versorgte weiterhin sein Auge, und er spürte wie das Gift langsam immer mehr aus seinem Körper schwand.

Auch Ardis und Galmur hatten sich Hilfe geholt, um in der Nähe der Quelle einen kleinen Tempel zu errichten. Sie reinigten außerdem die Grotte, wo die Quelle entsprang und Ardis bereitete sich auch auf ihre neue Rolle als Quellpristerin vor. Galmur hatte noch nicht begonnen eine Kampfschule für Tempelwächter zu gründen, aber er beobachtete schon die Neuankömmlinge, ob geeignete Kandidaten dabei wären, die als Krieger taugen.

Kwasirs Geschäft mit selbstgebrauten Tränken und Salben lief gut. Durch Unnas Lehrstunden hatte sie inzwischen eine sehr gute Qualität und kaum noch Nebenwirkungen. Er wusste tief in seinem Innersten, dass er seinen Erfolg vor allem ihr zu verdanken hatte. Doch bewusst war ihm nur, dass es erst so gut lief, seit er seine magische Pflanze hatte. Anfangs war ihm unbewusst klar, dass es überhaupt nicht gut sein konnte, wenn eine Pflanze sich nur von Blut ernährte. Doch diesen Gedanken verdrängte er so oft er auch hochkam und mit der Zeit vergaß er seine Bedenken völlig und bemerkte die seltsame Aura um die Pflanze nicht mehr.
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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von Alix » So 15. Feb 2015, 17:29

Unna hatte Kwasirs Dose noch nicht benutzt. Sie hatte immer noch etwas Angst, wegen der Nebenwirkungen, doch heute hatte er sie zu sich eingeladen und würde bestimmt fragen, ob ihr die Creme gefallen hatte. Was sollte sie dann sagen? 'Ich trau mich nicht sie zu benutzen?' andererseits hatte Kwasir Ehrlichkeit verdient.

So kam es dann, dass Unna am Abend vor Kwasirs Tür stand mit einer Schüssel selbstgebackener Kekse und der noch unbenutzten Dose. Der Alchimist lies sie freudestrahlend ein. "Schön dass du gekommen bist!"

Als Unna den Raum betrat fiel ihr sofort ein starker Duft auf. Nicht unangenehm aber sehr intensiv und dann sah sie auch due Quelle des Duftes. Die Pflanze! Wie war sie in so kurzer so groß geworden? Sie war inzwischen fast zwei Meter groß. Wie kann eine Pflanze so schnell wachsen. Naja eins nach dem anderen.

"Ich hab uns ein paar Kekse mitgebracht, ich sehe du hast Wein besorgt und ein paar Snaks! Schön! Ich freue mich auf einen netten Abend mit dir! Es war viel zu tun letzte Woche, eigentlich ist es der erste freie Abend. Du hast einen Tisch vor dem Haus, lass uns draußen sitzen und die Abendsonne noch etwas genießen."

Kwasir warf einen Blick auf die Pflanze, eigentlich wollte er gern im Raum und im Bereich ihres Duftes bleiben, aber die Sonne würde ja bald untergehen, also antwortete er. "Du hast recht, geh inzwischen vor, ich bringe Teller und Gläser."

Und kurz darauf saßen beide bei einem Glas Wein und sprachen über die Ereignisse er letzten Woche. Es ging gut voran. Die Stadt war wie aus dem Schlaf erwacht. Keiner ruhte überall waren Handwerker am Werk, es war schön anzusehen."

Kwasir sieht erschöpft aus, dache Unna. War er krank? Aber erst mal die Dose. Sie begann vorsichtig:
"Ich wollte Dir noch danke sagen für dein Geschenk." Unna zog die Dose aus ihre Tasche. "Die Creme darin riecht gut. Wozu dient sie? Ich hab mich nicht nicht getraut etwas damit zu tun, bevor ich nicht weiß was darin ist. Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel? Ich weiß Du bemühst Dich jetzt sehr um sauberes arbeiten, aber ich bin zu sehr Heilerin, um nicht mehr skeptisch zu sein, deshalb würde mich interessieren was darin ist!"

Kwasir schaute erst etwas ärgerlich, sagte aber dann "Ich müsste jetzt sagen Berufsgeheimnis! Aber ich verstehe ja, dass du nach den Ereignissen auf dem Schiff noch etwas skeptisch bist! Es ist eine reine Duftcreme. Ich habe pflegende Öle, Wasser und einen Emulgator verrührt und dann ein paar Tropfen Duftessenz hinzugefügt. Ich habe die Creme an mir getestet, aber nichts bemerkt."

"Naja Männerhaut ist nicht so sensibel!" Unna lachte. "Woher stammt der Duft, obwohl ich glaube, es zu wissen! Du hast die Pflanze in deiner Wohnung extrahiert, der Duft ist ähnlich. Was ist das eigentlich für eine Pflanze? Woher weiß Du dass sie nicht giftig ist?"

"Erinnerst Du Dich an das Portal zum Baum? Dort am Fuß des magischen Baumes hab ich sie gefunden und mitgenommen. In einem Blumentopf hat sie die Reise auf dem Schiff überstanden. Sie ist nur nicht gewachsen. Als ich schon dache jetzt geht sie ein und überlegt habe, sie wegzuwerfen habe ich mich an einem Ihrer Blätter geschnitten und ein Tropfen Blut fiel in den Topf. Ich habe dem erst keine Beachtung geschenkt. Als ich aber dann von Bord ging und die Pflanze mitnahm hab ich mich wieder geschnitten. Die Blätter sind sehr scharf. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Pflanze sich erholt hat. Ich hab überlegt, ob es vielleicht eine Fleischfressende Pflanze ist und Insekten zerdrückt.. aber nur mein Blut scheint sie zum wachsen anzuregen. Es ist phantastisch. Ich brauche ja nicht viel. Ca. eine Teelöffel pro Tag. Du hast ja gesehen sie wächst. Vielleicht ist es ein Geschenk des heiligen Baumes und das Blut muss man als Opfer bringen? Ich habe auch schon Tierblut versucht. Aber es muss Menschenblut sein."

Unna hatte mit immer größerem Entsetzen zugehört. Eine Pflanze die sich von Menschenblut ernährt? Das war bestimmt keine heilige Pflanze!
"Ich habe noch nie von einer bluttrinkenden Pflanze gehört!." sagte sie dann und sah Kwasir wieder an, er sah nicht gut aus, das gab ihr zu denken "Wieviel Blut braucht sie pro Tag? Immer nur noch einen Teelöffel voll? Oder gibst Du ihr inzwischen mehr! Du siehst nicht gesund aus Kwasir, ich mache mir Sorgen!"

"Naja gestern und heute war es wohl etwas mehr, ich ritze mich immer in den Arm aber die letzten Tage hab mich etwas sehr geschnitten, es könnte mehr gewesen sein, dafür ist sie aber wunderbar gewachsen, du hast sie ja gesehen.
"Zeig mir deinen Arm!" und schon zog Unna Kwasirs Arm zu sich. Es hatte die Schnitte verbunden. Sie löste den Verband, gegen seinen Willen und erschrak. "Das sind keine kleinen Schnitte! Du musst damit aufhören! Die Pflanze ist doch inzwischen groß genug. Sie braucht vielleicht gar kein Blut mehr. Probiere es! Was nützt Dir eine Riesenpflanze, wenn du krank wirst weil du zu viel Blut verlierst!"

Kwasir verteidigte sich "Ich bin nur überarbeitet! Mein Geschäft läuft so gut in letzter Zeit. Ich glaube die Pflanze bringt mir Glück! Stimmt schon, sie muss nicht mehr wachsen. Ich kann es ja mal versuchen sie nur noch ein mal in der Woche zu füttern!"

"Mach das aus jeden Fall! Aber ich möchte dass Du noch was tust! Nimm eine Blüte und geh damit zu Ardis, sie soll die Quelle fragen, ob die Magie der Pflanze vom Baum kommt oder vielleicht eine andere dunkle Quelle dahinter steckt! Mir gefällt nicht wie du aussiehst. Vielleicht ist es gar nicht der Blutverlust, sondern irgend ein schwaches Gift in der Duft der Pflanze, was dich immer mehr krank macht! Und bitte verwende nichts von der Pflanze in irgend welchen Mittel die du verkaufst solange Ardis sie nicht geprüft hat."

"Aber die Duftsalbe, Duftkerzen und auch Raumduftessenzen verkaufen sich gut!" widersprach er.

"Ich werde Dir anderen Pflanzenextrakte geben, die auch einen wunderbaren Duft haben, deren Nebenwirkungen aber erforscht sind! Oder willst du das Risiko eingehen, dass deine Kunden krank werden?"

"Bis jetzt hat sich noch keiner beschwert."
Unna lies sich nicht beruhigen "Es kann ein schwaches oder ganz langsam wirkenden Gift sein, was vielleicht erst in ein paar Jahren wirkt. Mir gefällt nicht, wie du aussiehts! Du hast den Duft bisher am meisten gerochen!"

"Ich fühle mich total fit und voller Energie. Ich bin nicht krank!" widersprach Kwasir.

"Wenn du dich fit fühlst, aber so schlecht aussiehst deutet das gerade auf ein heimtükisches Gift hin, wie Rauschgift! Bitte sei vorsichtig!"
Kwasir war verärgert, eigentlich sollte es eine schöner entspannender abend werden und nun schimpfte Unna mit ihm, doch wenn er sie so ansah im Licht der untergehenden Sonne, sie sah wirklich besorgt aus und eigentlich freute er sich, dass sie sich so viel Gedanken um in machte. 'Ich bin ihr wohl nicht ganz gleichgültig' dachte er und sein Ärger wich einer inneren Freude. Irgendwie war Unna eine bewundernswerte Frau und wenn sie die Pflanze nicht wollte, nun, Unna war ihm wichtiger als jede Pflanze.
"Ok, ich gehe morgen mit einer Blüte und einem Blatt zu Ardis! Kommst Du mit? Es ist ein so weiter Weg bis zur Quelle und es soll schönes Wetter werden?"

Unna lächelte: "Ich hab viel zu tun! Aber warum nicht, die Arbeit läuft nicht weg! Ein Spaziergang zur Quelle wird uns beiden gut tun!"
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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von delfin » So 22. Feb 2015, 01:26

Der nächste Morgen kam und die Sonne strahlte vom blauen Himmel herab. Unna holte sich früh bei Sancho und Marja zwei Lunchpakete ab, packte noch eine Wasserschlauch ein und ging zu Kwasirs Hütte um ihn abzuholen. Der wartete schon auf sie. Er war einverstanden mit der Heilerin zu Ardis und der Quelle zu gehen und hatte einen Stängel und eine Blüte abgeschnitten und eingepackt. Aber dennoch hatte Kwasir ein ungutes Gefühl und dachte, während er die schimmernde Pflanze musterte, "Ich hoffe meiner magischen Glückpflanze passiert nichts während ich weg bin."

Bald darauf machten sich Unna und Kwasir auf den Weg zur Heiligen Quelle, wo Ardis und Galmur den Bau des Tempels beaufsichtigten. Die Heilerin musterte ihren Begleiter aufmerksam, denn sie machte sich Sorgen um ihn. Mehr, als sie sich selbst gegenüber zugeben wollte. Mittags erreichten sie den Bauplatz des Tempels und begrüßten die anderen. Galmur lächelte sie an "Sieh an Besuch. Und das pünktlich zur Mittagszeit. Kommt doch mit zur Quelle, dort wollen Ardis und ich unser Essen einnehmen." Dem stimmten die anderen beiden zu und so gingen die vier zur Quelle. Während sie aßen plauderten sie sorglos über Kleinigkeiten. Doch als sie das Essen beendet hatten sah Ardis Unna mit durchdringenden Blick an "Ihr seid nicht nur hier, um zu plaudern! Also was möchtet ihr?"

Unna sah zu Kwasir und nickte "Ja in der Tat ... es ist so..."
Kwasir fiel ihr ins Wort "Unna macht sich Sorgen, wegen meiner Pflanze. Aber das ist völlig unbegründet! Schließlich stammt der Setzling von dem magischen Silberbaum, also kann er nichts Schlechtes haben."
Unna widersprach sofort energisch "Aber keine heilige Pflanze würde sich von Menschenblut ernähren!"
Kwasir sah sie an "So schlimm ist das nun auch nicht, die paar Tropfen bringen mich schon nicht um."

Galmur sah beide erschrocken an "Halt stop! Nicht weiter streiten!"
Ardis dankte ihrem Mann mit einem sanften Lächeln "Das klingt schon seltsam! Habt ihr ein Stück der Pflanze dabei?"

Die Heilerin sah Kwasir an, der holte ein kleines Stoffbündel hervor und zeigte es Ardis.
Die Pristerin sah es an und sagte "In Ordnung, halte es noch kurz." und schon stand sie auf ging zur Quelle und schöpfte etwas Wasser in eine flache Schale, die sie zu den anderen brachte und zwischen sie abstellte. Sie sah den Tränkebrauer an "Öffne dein Tuch und lege ein Teil der Pflanze in das Wasser."
Kwasir sah sie ungläubig an "Und was soll das bringen? Willst du dir dann daraus einen schönen Tee kochen?" tat aber wie ihm aufgetragen war holte den Stängel hervor und legte ihn beinah zärtlich in das Wasser.

Kaum hatte der Stängel das Wasser berührt trübte sich dessen Oberfläche, es brodelte kurz auf und verdunkelte sich.
Kwasir sah gespannt zu, Unna und Galmur wichen erschrocken zurück.
Ardis sah sich das Muster der kleinen aufsteigenden Rauchwölkchen genau an, dann blickte sie Kwasir an "Du bist ganz sicher, dass du diese Pflanze vom Silberbaum hast?"
Kwasir war sauer "Natürlich! Wieso glaubt mir eigentlich niemand? Was ist nur mit euch los! Warum bin immer ich Schuld an allem?"
Unna sah den Tränkebrauer entsetzt an, solche Wutausbrüche kannte sie nicht von ihm, dass bereitete ihr Sorgen.

Ardis berührte Galmur am Arm "Du weißt, was ich denke. Würdest du es bitte prüfen?"
Der Schwertkämpfer dreht sich zu Kwasir und sprach sanft "Hab Vertrauen in uns! Niemand will dir etwas Böses! Gib mir bitte die Blüte."
Kwasir grummelte immer noch, aber er öffnete das kleine Bündel erneut und holte die Blüte hervor. Nach einem letzten sehnsüchtigem Blick darauf legte er sie in Galmurs Hand.

Er hatte oft gegen schwarze Magie gekämpft und dadurch hatte Galmur mittlerweile ein gute Gespür dafür. Kaum hatte die schimmernde Blüte seine Hand berührt wusste er, dass sie von dunkler Magie durchflossen war. Er konzentrierte sich und sendete sein inneres Licht gegen die Dunkelheit auf seiner Handfläche aus. Nur Sekunden vergingen, dann verschwand die dunkle Magie. Die Blüte verfärbte sich schwarz und vertrocknete.
Galmur sah zu Ardis und nickte "Es ist genau so wie du dachtest."

Ardis sah Unna an "Es ist gut, dass du es bemerkt hast und euch Hilfe geholt hast. Ich muss schnell ein Reinigungsritual vorbereiten." Sie wechselte den Blick zu Kwasir "Ich glaube das, was du sagst. Aber diese Pflanze entspringt nur durch tiefste schwarze Magie! Du darfst sie keinesfalls weiter mit deinem Blut tränken. Wir müssen diese Pflanze und alles was du mit Teilen daraus produziert hast sofort vernichten!"
Kwasir sprang wütend auf und schrie "Das ist doch alles eine Lüge! Ihr gönnt mir nur meinen Erfolg nicht! Niemand wird meiner Pflanze etwas antun! Und mich werdet ihr auch nicht aufhalten." und schon wollte er sich auf Ardis stürzen.
Doch die Kämpferinstinkte von Galmur waren schneller. Er stand auf und ließ mit einem gezielten Handkantenschlag Kwasir bewusstlos zusammenbrechen, während er murmelte "tut mir leid mein Freund!"

Unna wich zurück "Oje, was ist nur mit ihm los..." Sie sah Ardis flehend an "Kannst du ihm helfen, kannst du ..."
Ardis nickte "Mach dir keine Sorgen! Wir kriegen Kwasir schon wieder gesund auf die Beine... Ernsthaft besorgt bin ich nur wegen der Pflanze."

Zu dritt betteten sie Kwasir auf eine Liege. Galmur entfachte ein kleines Feuer und kochte Quellwasser auf, in der Zwischenzeit nahm Ardis Kwasirs Verbände ab. Unterdessen holte Unna einige bestimmte Kräuter aus ihrem Beutel, den sie seit einiger Zeit immer bei sich trug.
Kwasir erwachte langsam und stöhnte leise.
Galmur wachte über die drei, derweil die Frauen das Reinigungsritual vorbereiteten.
Aus einem Teil der Kräuter wurde eine Salbe gemischt, die auf die Schnittverletzungen aufgetragen und diese danach neu verbunden wurde. Aus dem anderen Teil wurde ein Art Tee gekocht, den Unna behutsam Kwasir einflößte. Währenddessen rezitierte Ardis bestimmte Verse und ihre Stimme wuchs scheinbar und vermischte sich mit ihrem eigenen Echo, wodurch ein angenehmer mystischer Klang entstand.

Eine ganze Weile verging so. Kwasir wurde zunehmend lebhafter und bekam wieder Farbe im Gesicht.
Er setzte sich auf, blickte die anderen an und sagte leise "Ich danke euch! Jetzt wo meine Gedanken wieder klarer sind, kommen mir bestimmte Dinge bezüglich dieser Pflanze auch seltsam vor." Kwasir blickte zu Unna "Tut mir leid!"
Sie nickte "Schon in Ordnung! Aber jetzt sollten wir uns dringend um dieses Teufelskraut kümmern!"
Der Tränkebrauer schaute Galmur an "Ey du hast nen ganz schön harten Schlag!"
Galmur lächelte ihn an "Ach komm, deinem Dickschädel hat so ein kleiner Hieb schon nicht geschadet... aber wer Ardis angreift kriegt es mit mir zu tun!"
Kwasir lachte nun auch "Ja es war wohl nötig, ich war nicht ganz Herr meiner Sinne ... aber ich bin froh dein Freund und nicht dein Feind zu sein!"

Ardis sah ihren Mann an "Geh bitte mit den beiden nach Bredun und hilf ihnen bei der Beseitigung der Pflanze. Ich werde die Runen und Nalanyia nach diesem Teufelskraut befragen. Da gibt es noch einige Ungereimtheiten! Sobald ich mehr weiß stoße ich zu euch und informiere euch! ... Und nun geht! Seid gründlich und beeilt euch! Aber passt auf euch auf, diese Pflanze ist sehr gefährlich!"

So gingen der leicht angeschlagene Kwasir, Unna und Galmur zurück nach Bredun. Alle hatten ein mulmiges Gefühl im Bauch.
Galmur dachte "Ich hatte so gehofft, dass wir hier jetzt endlich etwas Ruhe haben würden. Aber schon wieder kommt die schwarze Magie und bedroht den Frieden!... Ich hoffe nur unseren Freunden ergeht es auf ihrer Reise besser und sie werden nicht mit dunklen Zaubern konfrontiert."
Auch Unna grübelte "Ich hoffe so, dass es Kwasir jetzt wieder besser geht... aber wenn ich an diese seltsame Pflanze denke, läuft es mir kalt den Rücken runter ... Warum nur habe ich nicht früher reagiert?..."

Als Abend hereinbrach erreichten sie Bredun. Sie gingen sofort zu Kwasirs Hütte, doch was sie da sahen erschrak sie.
Die Tür war aufgebrochen worden, einige Tränke geraubt. Aber weitaus schlimmer war die Feststellung, dass die magische Pflanze entwendet worden war!
Kwasir konnte es nicht glauben, und obwohl er sehr erschöpft war, schrie er wütend "Was soll das hier? Wer ist hier eingebrochen? Wo ist die Pflanze? Wer war das? Und warum?"
Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden. - Sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.

LadySilbermond
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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von LadySilbermond » Do 5. Mär 2015, 00:51

Kapitän Blackbears Holzbein klopfte einen bedrohlichen Rhythmus auf den Holzbrettern seiner Kajüte, als er die seltsame Pflanze bereits das dritte Mal umrundete.
„Ich bin froh, dass ich dieses Gewächs bald los bin, krächzte er, als Harakan, der muskulöse dunkelhäutige Vorsteher der Rudersklaven seine Kabine betreten hatte.
„Verdoppelt das Tempo, mit dem die Trommler die Sklaven zum Rudern antreiben, je eher wir diese gottverdammte Holzfällernest erreichen, umso besser, und umso schneller werden ich diese stinkende Unkraut los sein und meine Truhe mit Goldstücken überquellen. Weiß der Seeteufel, was dieser Sonderling in dieser Holzfällerstadt mit diesem Kraut anfangen will, aber das kann mir ja auch egal sein. Hauptsache der Preis stimmt!“
Der muskulöse Riese sog die Luft ein und sagte: „Also, wenn Ihr mich fragt, ich finde, diese Pflanze riecht sogar recht angenehm und...“
Kapitän Blackbears schneidende Stimme unterbrach ihn: „Das liegt daran, weil du dich den ganzen Tag mit diesen nach Salzwasser stinkenden Sklaven abgibst, ist doch klar, dass deine Nase dabei draufgehen muss und jetzt verschwinde... nein, warte, schick mir den Zwerg vorbei, ich habe etwas mit ihm zu bereden.“
Wenig später betrat Bardor, der bärtige Smutje Kapitän Blackbeards Kajüte. Er wischte sich grade noch seine Hände, mit denen er grade Kartoffeln geschält hatte, an seinem Kittel ab, als er Kapitän Black beards Kajüte betrat.
„Was zum Teufel war in der Suppe drin, die du mir eben gebracht hast, sie schmeckte, als hättest du einen Eimer Salz darin fallengelassen.“
Manchmal hätte ich nicht wenig Lust, ihm sein Holzbein unter seinem haarigen Hintern wegzuhauen, dachte Bardor.
Laut sagte er mit einer demütigen Verbeugung: „Das tut mir leid, Herr, da ist wohl eine Prise zuviel von dem Salz in die Suppe geraten.“
„Du kannst unser Lady Rosalyn eine ordentliche Portion vorbeibringen, das wird sie schon einmal auf das Essen in dem Holzfällernest beim Dunkelwald vorbereiten, das sie zukünftig fristen wird. Zu etwas anderes scheint sie ja nicht zu gebrauchen zu sein. Jedenfalls hatte dieser Lord Edrico, dem sie offensichtlich bestimmt gewesen war, unsere Lösegeldforderung mit einem gezielten Pfeilschuss an unserem Mast befestigt und hat danach nie wieder etwas von sich hören lassen. Eine Zeitlang dachte ich noch, dass vielleicht jemand anderes nach ihr forschen und das Lösegeld bezahlen würde, aber vergebens! Ich glaube, sie wird in dem Hurenhaus in der Stadt am Dunkelwald am besten aufgehoben sein. Und ihre Jungfräulichkeit wird uns da ein hübsches Sümmchen einbringen. Also, mach dich auf und servier ihr deine köstliche Suppe.“
Fast tut sie mir leid, aber wahrscheinlich ist es immer noch ein besseres Schicksal als sich von Blackbears Enterhaken, der den Abschluss seines rechten Armes bildete, streicheln zu lassen, dachte Bardor.
Bardor knirschte mit den Zähnen bei der Aussicht darauf, dieser zickigen Lady seine Suppe vorbeibringen zu müssen, aber er hatte wohl keine andere Wahl. Mit einem Blick auf die Pflanze in der Kajüte sagte er: „Vielleicht sollte ich ihr eine Blüte von dieser Pflanze mitbringen, der Duft wird sie gewiss auf andere Gedanken bringen und sie wird vergessen wie üblich herumzunörgeln.“
„Untersteh dich“, brüllte Blackbear. „Wenn sie mit diesem Gestank verpestet wird, wird sie mir niemand mehr in dem Hurenhaus abkaufen und jetzt verschwinde!!“
Kopfschüttelnd machte sich der Zwerg davon , um zurück in die Kombüse zu gehen.
Kein Wunder, dass dieses polternde einbeinige Stachelrochen nichts mehr riecht, wahrscheinlich ist der einzige Wohlgeruch, den er noch wahrnimmt, den des Goldes.

In der Kajüte hatte Blackbear inzwischen seine vierte Runde um die Pflanze herum beendet. Irgendetwas war merkwürdig an ihr. Er streckte seine rechten Arm aus und hob ein Blatt mit dem Enterhaken. Er meinte grade irgendewas gehört zu haben, dabei war der Zwerg schon wieder verschwunden.
Ich stinke nicht.
Wie bitte????
Blackbear drehte sich um, um zu sehen, ob sich nicht doch noch jemand in der Kajüte aufhielt, doch er konnte niemanden entdecken. Niemanden – außer der Pflanze.
Ich stinke nicht und ich könnte dir äußerst nützlich sein.
Blackbear stand plötzlich stocksteif da, steifer als ein geräuchterter Stockfisch.
„Sag das nochmal...“
Langsam drehte er sich zu der Pflanze um.
Einer der Stengel, derjenige mit der größten Blüte, die schon fast die Größe eines Löwenkopfes angenommen hatte, bewegte sich sanft in einem nicht vorhanden Wind.

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Alix
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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von Alix » Do 5. Mär 2015, 07:52

"Beruhige Dich erst mal" Unna strich Kwasir sanft über den Arm. "Lass uns feststellen was außer der Pflanze fehlt und dann fragen wir in der Nachbarschaft herum, ob jemand etwas ausgefallen ist."

Kwasir beruhigte sich langsam und schaute sich genauer um. "Naja, die Pflanze fehlt! Nachdem was ich von Ardis gehört habe, sollte ich da wohl froh sein! Ein paar Tränke, hmm nur die Heiltränke, die als solche gekennzeichnet waren. Scheint ein Laie gewesen zu sein, der sich wohl dachte Heiltränke kann man immer brauchen und dann das kaputte Schloß an der Tür!"

"Hmmm, d.h. es scheint jemand habe es jemand gerade auf die Pflanze abgesehen und die Heiltränke nur so nebenbei mitgenommen. Also wusste der Einbrecher von der Pflanze? Und froh sein, dass sie weg ist? Sie ist zu gefährlich! Wenn Ardis recht hat müssen wir sie finden und vernichten!" sagte Galmur besorgt. "Ich sollte sofort zurück zu Ardis gehen und fragen ob sie etwas sehen kann! Ich komme morgen wieder vorbei wenn ich etwas erfahren habe!" und schon war er unterwegs.

Kwasir grübelte "Ein Kunde vielleicht? Ich hab ja diesen Raum auch als Laden benutzt und die Pflanze ist gut sichtbar. Ich war allerdings bisher immer zu Hause!"
"Der Einbrecher hat uns vielleicht beobachtet, als wir heute früh losgezogen sind, lass uns in der Taverne fragen! Komm!" Unna zog Kwasir aus dem Haus und beide liefen zur Taverne nebenan. Sie berichteten Sancho und Marja vom Einbruch und fragten ob sie etwas gesehen hatten.

"Heute tagsüber war nicht viel Betrieb in der Taverne. Ein Handelsschiff ist heute nicht angekommen oder abgefahren. Lass mich nachdenken! Es lag ein Schiff im Hafen, das ist gestern gekommen und heute kurz nach Mittag abgefahren. Ich hab nicht darauf geachtet, weil jetzt immer mal Schiffe kommen, die nicht nur Handeln, sondern auch Leute herbringen, die hier wohnen wollen oder Heilung suchen. Es war kein reines Segelschiff, es hatte auch Ruder." sagte Sancho und ergänzte dann:
"Vielleicht hat Kapitän Francis etwas gesehen, der ist gestern Abend mit der Flut ausgelaufen und sein Schiff lag in der Nähe des Ruderschiffes was mir aufgefallen ist. Er kommt sicher morgen wieder. Ihr könnt auch bei Hugo und Egon nachfragen, die beiden Alten sitzen immer vorn bei der Klippe neben dem Hafen und angeln."

"Danke!" sagte Kwasir "Wie es scheint können wir heute nichts mehr tun! Schönen Abend noch Sancho!"
Unna und Kwasir verließen die Taverne. Die Heilerin bemerkte wie frustriert Kwasir war und sagte zu ihm "Lass uns zu mir gehen! Ich habe Käse, Brot und noch eine Flasche Wein! Morgen suchen wir weiter."
Kwasir sah Unna lange an und meinte dann lächelnd "Gute Idee! Danke!" Heimlich dachte er. 'So eine Einbruch hat also auch seine Gutes, wenn man danach von einer mitfühlenden Frau verwöhnt wird! Vielleicht kann ich mich mit dem Verwöhnen revanchieren. Unna sieht müde aus von der Wanderung. Vielleicht darf ich ihr die Füße massieren?'

Sancho sah beiden lächelnd nach und dachte 'Vielleicht sollte ich schon mal Vorräte besorgen für die nächste Hochzeit. Wenn Unna heiratet will ganz Bredun feiern!'
Erst wenn Du am Abgrund stehst und nicht mehr weiter weißt erkennst Du, wer Dich zurückreißt und wer Dich springen läßt.

LadySilbermond
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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von LadySilbermond » Do 5. Mär 2015, 12:03

„Hier ist eure Suppe, schönste Lady“, säuselte Bardor, stellte die Suppe auf den Tisch und war heilfroh, dass sich Lady Rosalyn mit dem Rücken zu ihm befand und gerade dabei war, ihren voluminösen Kopfputz mit dem wehenden Schleier daran vor einem verblichenen Kupferspiegel zu richten. Ihr Kopfputz war zwar während ihrer Gefangenschaft in der dunklen Kajüte, ausgeblichen und abgenutzt, aber sie verwendete dennoch jeden Tag einen Großteil ihrer Zeit darauf, ihn auszuklopfen, und dekorativ auf ihrer Frisur zu befestigen. Die andere Zeit war sie damit beschäftigt, sich der Pflege ihrer Schönheit zu widmen so gut es in der engen Kajüte eben ging und die wenigen Leuten, die sie aufsuchten, mit ihrer spitzen Zunge zu schikanieren.
Bardor wollte sich gerade wieder auf leisen Sohlen davonschleichen, als Lady Rosalyns Stimme ertönte. „Ach du bist das? Ich hoffe, die Suppe hat etwas mehr Geschmack dieses Mal. Letztes Mal dachte ich, du hättest das Salz vergesessen,“
„Also, ich glaube, da braucht Ihr euch dieses Mal keine Sorgen zu machen. Ich würde ja wirklich sehr gerne ein delikates Menü für euch kochen, aber Ihr wisst ja, wie geizig Blackbear ist. Bevor ich auf diesem Schiff zwangsangeheuert wurde, habe ich einige Zeit bei einem begnadeten Koch gearbeitet. Bei dem Gedanken an seine Desserts mit Korallen-Honigkruste und seine köstlichen Seetangburger läuft mir noch immer das Wasser im Mund zusammen. Trompete hat er auch gespielt. Das waren noch Zeiten damals. Aber obwohl Blackbears Truhen bis oben hin mit Gold gefüllt sind, lässt er mir grade genug, um ein paar Kartoffeln und Pökelfisch zu kaufen.“
Lady Rosalyn zupfte sich eine Locke ihres Haares zurecht und sagte: „Das wird ja bald ein Ende haben, mein Angetrauter Lord Edrico wird bald das Lösegeld bezahlen, und dann werde ich diesem Elend hier entkommen und wieder die raffiniertesten Speisen essen können.“
Man sollte Träumende nicht aufwecken, dachte Bardor ironisch. Laut sagte er:
„Man weiß ja nie, was das Schicksal bereithält. Ihr solltet darauf nicht zu sehr hoffen, meint ihr nicht, dass er schon längst gezahlt haben müsste? Ihr seid immerhin schon einige Wochen hier.“
Irgendwie brachte er es nicht übers Herz, ihr die Wahrheit zu erzählen.
Lady Rosalyn schwieg erst einen Augenblick, dann wurde ihre Stimme leise und zitterte etwas: „Ach, Unsinn, natürlich liebt er mich und es wird sicher nicht mehr lange dauern.“ Dann richtete sie sich auf und zischte wieder mit ihrer gewohnten Stimme, die Bardor aber irgendwie unecht vorkam:“Du darfst jetzt gehen, ich bin es nicht gewohnt, dass mir Diener beim Essen zusehen.“
Der Zwerg drehte sich um und ging schweigend hinaus.

''
Blackbear strich sich nachdenklich über den Bart. Er hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit einem schwarzen Bären wie sein Name bereits andeutete, vierschrötig und mit einem struppigen pechschwarzen Bart.
„Wie willst du mir denn nützlich sein? Du bist nur eine Pflanze.“

Ich könnte dein Bein wieder nachwachsen lassen und auch deine Hand.

Für den Bruchteil einer Sekunde leuchteten Blackbears Augen auf, doch dann verfinsterte sich sein Blick wieder: „Ich misstraue grundsätzlich allen Versprechungen. Vorallem misstraue ich diesen Versprechungen von irgendwelchen magischen Krempel. Ich weiß doch, wie das bei euch läuft, ihr versprecht uns das Blaue vom Himmel herunter, aber ohne Gegenleistung macht ihr nichts. Kein Dämon hat jemals freiweillig irgendetwas getan, ohne etwas dafür zu fordern.
Du lässt vielleicht meinen Arm und mein Bein wieder nachwachsen aber ruckzuck bin ich meine Seele los. Ihr seid raffiniert und heimtückisch. Nein, keine Chance, ich werde dich auftragsgemäss an diesen Farkas im Dunkelwald ausliefern und dann ist mir egal, was mit dir passiert.“

Wahrscheinlich wirst du es bereuen, wenn du erfährst, was ich alles für ihn getan haben werde.
Dieser Kwasir, bei dem ich zuletzt war, ist jetzt auch ein erfolgreicher Mann. - wenn auch vielleicht etwas blutärmer. Aber nachdem ich von ihm bekommen hatte, was ich wollte, bin ich immerhin freiwillig mit euch gekommen. Obwohl ich es sicher noch etwas länger bei ihm ausgehalten hätte, aber ich nehme an, bald hätten einige Verdacht geschöpft. Von daher war es ein Wink des Schicksal, das ihr genau im richtigen Moment aufgetaucht seid. Deshalb habe ich mich auch passend zusammengerollt, damit dein Handlanger mich unauffällig herausschleppen konnte. Siehst du, so...

Die Pflanze rollte ihre Blätter und Blüten ein, bis sie nur noch die Größe einer harmlosen Zimmerpflanze hatte. Doch wenige Augenblicke später explodierte sie erneut zu ihrer vollen Größe. Die eine Blüte, die bereits die Größe eines Löwenkopf angenommen hatte und die tatsächlich irgendwie einem Maul ähnelte, wackelte bedrohlich.

Allerdings mag ich es überhaupt nicht, wenn man mich beleidigt.

***
Die ganze Mannschaft war in heller Aufregung, als das Schiff im Hafen der Stadt am Dunkelwald einlief.
Bardor war grade fertig damit, das spärliche Gemüse für die Mittagssuppe zu schneiden und stürzte nach draußen. War eine Meuterei ausgebrochen?
„Blackbear ist verschwunden. Wir haben keine Ahnung,wo er ist. Wer weiß, heute nacht war es stürmisch, vielleicht ist er mit seinem Holzbein ausgerutscht und ins Meer gefallen“, sagte Harakan. Ohne den tyrannischen Kapitän, der alle unter seiner Fuchtel gehalten hatte, war von Disziplin auf dem Schiff nichts mehr zu bemerken. Die Rudersklaven hatten sich von ihren Ketten befreit und stritten sich mit den Aufsehern um Blackbears Goldtruhen und anderes Beutegut.
Bardor sah sich die Schlägerei an Deck und hätte zwar nichts dagegen gehabt, sich seinen Anteil an der Beute zu sichern, aber er hatte nun wirklich keinen Lust dazu, sich unbewaffnet in den Kampf zu stürzen, selbst wenn seine Vorfahren in manchen Zwergenkriegen gekämpft hatten. Aber dabei waren sie wenigstens gut gerüstet und bewaffnet gewesen. Und sie hatten dabei mehr als ein kleines Küchenmesser gehabt.
Mit einem zufriedenen Grinsen warf er seinen Kittel und das Küchenmesser zurück in die Kombüse.
„Euch brauche ich jetzt nicht mehr, ich nehme an, heute ist der Tag, an dem es mir bestimmt ist, endlich in die ruhmreichen Fusstapfen meiner Vorfahren zu treten. Aber dafür werde ich Gold brauchen, und ich weiß auch schon, wie, ohne mich mit diesen Holzköpfen um ein paar Goldmünzen zu balgen.“
Zufrieden bemerkte er, dass sich alle auf Deck befanden, und der Gang zu Blackbears Kajüte leer war. Er schlich sich in den Gang und öffnete vorsichtig die Tür zuz Blackbears Kammer. Tatsächlich, außer dieser seltsamen Pflanze befand sich niemand in dem Raum.
Er hatte davon gehört, dass sie ihre Größe ändern konnte. Glücklicherweise hatte sie sich gerade eingerollt, so dass es ihm mühelos gelang, sie sich unter den Arm zu klemmen und aus der Kammer zu tragen. Er hoffte nur, dass sie nicht zu ihrer ursprünglichen Größe explodieren würde, bevor er sie an diesen Farkas ausgeliefert hatte, von dem er wusste, dass er mit Blackbear eine lukrative Vereinbarung getroffen hatte. Als er die Tür wieder öffnete, um die Kammer zu verlassen, stieß sein Fuss plötzlich an etwas und er bemerkte noch, wie ein Knochen quer durch die Kammer flog.
Nanu, ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in letzter Zeit hier irgendwelche Hammelkeulen gebraten hätte, dachte Bardor, verschwendete aber keinen weiteren Gedanken daran,

Er wollte gerade zurück gehen, um sich heimlich von Deck zu schleichen, da hörte er ein Klopfen und Hämmern an einer der Türen.
„Was ist hier los? Was bedeutet dieser Aufruhr?“
Bardor erkannte mit leisen Anflug eines Schreckens Lady Rosalyns Stimme.
Ach, was soll's, jetzt, wo Blackbear nicht mehr da ist, kann ich sie auch befreien, dachte er und drehte den Schlüssel zu ihrer Kammer um. Sofort er schien Lady Rosalyns Kopf in der Tür, wobei ihr voluminöser Kopfputz bedrohlich schwankte.
„Blackbear ist verschwunden und du solltest es ihm gleichtun, wenn dir dein Leben lieb ist“, sagte Bardor und überhörte das empörte Zischen der Lady, die gerade zu einer Erwiderung ansetzen wollte, da er es gewagt hatte sie zu duzen. Sie raffte ihre Röcke und folgte ihm auf eine Seite des Deckes, die außer einer Karre mit gepökeltem Fisch und ein paar Fässern leer war.
Plötzlich waren Stimmen zu hören.
„Wo ist die Lady hin? Ist sie jetzt etwa auch verschwunden? Sie war doch die ganze Zeit eingesperrt, das kann nicht sein. Wir müssen sie unbedingt finden und in diesem Hurenhaus abliefern, so wie es Blackbear geplant hatte.“
Die besagte Lady war wie zur Salzsäule erstarrt stehengeblieben, als sie diese Worte hörte.
Aber Bardor verlor keine Zeit.
„Schnell, versteck dich da unter dem Fisch, wenn du nicht in diesem Hurenhaus enden willst.“
Es dauerte keine Sekunde, dann hatte er die fassungslose Lady und die Pflanze unter den stinkenden Pokelfisch geschoben, den Schleier von ihrem Kopfputz entfernt und den Kopfputz über den Teil der Pflanze gestülpt, die noch aus dem Fischhaufen herausschaute. Da er sowieso nicht mehr so ganz neu ausgesehen hatte, hätte man jetzt denken können, dass irgendein Stoff zwischen den Fischen liegen würde. Er versteckte sich gerade rechtzeitig hinter einem Fass, als die beiden Männer, die offensichtlich die Lady suchten, einen kurzen Blick über das Deck warfen und dann glücklicherweise wieder verschwanden.
Jetzt galt es nur noch ungesehen von dem Schiff zu kommen.

Ich könnte dir helfen.

Das war eindeutig nicht die Stimme der Lady. Ein kleines vorwitziges Blatt der Pflanze war unter dem Fisch zu entdecken und schien ihm zuzuwinken.

Ich könnte dich so stark machen, dass du den Karren von dem Schiff schiebst und mich zu Farkas bringst und es für alle, die dich sehen, so aussieht, als wenn ein Mensch mit einer normalen Größe und kein Zwerg den Karren schiebt, damit du kein Aufsehen erregst.

Bardor war nur einen Augenblick verblüfft, aber beschloss, keine Fragen zu stellen. Das hatte er sich sicher nur eingebildet. Nie im Leben würde er es schaffen, diesen Karren zu schieben.
Aber – man könnte es ja mal versuchen? Beiläufig schloss er seine Hände um den Rand der Karre und erwartete jeden Augenblick einen Widerstand. Verblüfft keuchte er auf, als er bemerkte, dass sich die Karre mühelos bewegen ließ.
Was auch immer grade zu ihm gesprochen hatte, er beschloss, es nicht zu verärgern.

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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von LadySilbermond » Fr 6. Mär 2015, 12:10

Ein windschiefes, verwittertes Holzbrett, auf dem „Woodstock“ stand, zeigte an, wo sie gelandet waren, als Bardor mit ungewohnt leichten Schritten die schwere Holzkarre über den Hafen schob. Die Leute beachteten ihn nicht weiter, bis er einen Holzfäller, der grade ein Fuhrwerk mit Baumstämmen beladen hatte, und die Pferde anschirren wollte, nach Farkas fragte.
„Dieser pflanzensammelnde Sonderling? Da musst du nur diesem ausgetretenen Pfad da in Richtung des Dunkelwaldes folgen, er ist der einzige, den es in diese Gegend hinzieht. Wir schlagen unsere Bäume lieber in den Waldgebieten, die näher am Wasser liegen, dieser Dunkelwald ist keinem von uns geheuer. Was willst du denn von ihm?“
Bevor er weitere misstrauische Fragen stellen konnte, antwortete Bardor schnell: „Ach, er hat nur eine Ladung Fische bestellt, schließlich müssen die sonderbarsten Menschen auch mal etwas essen.“ Als er die Karre den Waldpfad entlangschob und sie außer Sichtweite des Dorfes waren, ertönte ein ärgerliches Gemurmel unter den Fischen hervor.
„Wie lange willst du mich hier noch unter den Fischen lassen?“
Bardor verzog sein Gesicht zu einem Grinsen und flüsterte zurück: „Noch etwas, wir sind noch nicht ganz da, und hier sind noch einige Leute in Sichtweite, die misstrauisch werden könnten“, was natürlich ganz und gar nicht stimmte, aber es bereitete ihm ein diebisches Vergnügen, die Lady noch etwas länger unter den stinkenden Fischen zu wissen.
Erst als Farkas Behausung in Sicht kam, hielt er an.
„Das musst du dir ansehen, Rosalyn, so etwas hast du mit Sicherheit noch nicht gesehen.“
Sofort purzelten einige Fische von dem Karren herunter und die Lady tauchte etwas zerrupft unter dem Haufen auf und schüttelte sich.
„In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nicht so gedemütigt gefühlt...“ schimpfte sie, aber hielt sofort inne, als sich ihr Blick auf die sonderbarste Behausung richtete, die sie jemals gesehen hatte.
Mehrere große Bäume waren in einer bizarren Weise zusammengewachsen und bildeten so eine Art Baumhaus mit Fenstern und geschnitzten Treppen, auch breitere Stufen, auf denen Baumwurzeln Sitzgelegenheiten bildeten. Ein Teil war mit Schlingpflanzen überwachsen und überall waren die seltsamsten Blumen und Blüten zu sehen. Vorne auf der Wiese vor dem Haus waren kleine regenbogenfarbige Blumen, die ihre glitzerten und ständig ihre Farben änderten. An anderer Stelle wiegten sich grüne und purpurfarbene Blüten im Wind, die ständig ihre Formen wechselten.
„Farkas Woodstock Retreat“ war auf einem verwitterten Holzschild zu sehen.

Bardor gab Rosalyn ein unauffälliges braunes Leinenkleid, das er auf dem Weg hierhin unbemerkt von einer Wäscheleine gezupft hatte. „Hier, das solltest du anziehen, dann stinkst du auch nicht mehr so nach Fisch, dein altes Kleid würde sicherlich Mißtrauen erregen.“ Rosalyn trug noch immer eins ihrer vornehmen Gewänder, das sie bei ihrer Entführung getragen hatte und zwar schon etwas zerschlissen war, aber sicherlich unnötige Fragen aufwerfen würde.
„Diesen Fetzen soll ich anziehen? Niemals werde ich...“
„Du tust jetzt, was ich dir sage, du solltest froh sein,dass ich dich vor diesen Banditen gerettet habe, die wer weiß was mit dir angestellt hätten. Eine vornehme Lady wäre hier im Augenblick fehl am Platz.“
Rosalyn verschlug es die Sprache, dann aber zischte sie: „Nagut, aber dann dreh dich sofort um!“
Bardor grinste und tat, was sie verlangte, aber konnte sich nicht daran hindern, in den Metallbeschlägen unten an der Karre ein paar verschwommene Formen der Lady zu betrachten, die hinter ihm das neue Gewand überstreifte.
Zuerst dachte Bardor, dass es sich um eine weitere sonderbare Pflanze handelte, die da inmitten dieser Blumenwiese saß und wie eine knorrige Wurzel aussah, doch dann bemerkte er, dass sie sich bewegte. Es war eine kleine drahtige Gestalt mit sonnengebräunter Haut,wettergegerbtem Gesicht, das von einer Unzahl an kleinen Fältchen durchzogen wurde. In regelmäßigen Abständen stiegen kleine Rauchwölkchen auf, die von der ausgehöhlten kleinen Wurzel ausgingen, aus der er eine Pfeife geschnitzt hatte.
„Ah! Besuch! Welch eine freudige Überraschung, es verirren sich nicht so oft Menschen hier in mein kleines Paradies.“
„Du bist Farkas, nehme ich an? Ich bringe dir die Pflanze, die du bei Blackbear bestellt hast.“
Die kleine Gestalt sprang auf und tänzelte aufgeregt auf der Wiese herum: „Oh! Unglaublich, es gibt sie wirklich! Ich wollte es zuerst nicht glauben, als eine der Händler, die sich in unsere Stadt verirrt hatten, von einem solchen Prachtexemplar sprach, das er in einem Alchemieladen in Bredun gesehen hatte und das meine exotische Sammlung vervollständigen wü.rde. Glücklicherweise hatte grade Blackbear hier angelegt und mir angeboten, diese Pflanze für mich zu besorgen, da besagter Händler eine andere Route nehmen wollte. Ich hoffe, es hat euch nicht zuviel Mühe gekostet, sie hierher zu bringen?“
Bevor Rosalyn zu einer entrüsteten Antwort ansetzen konnte,antwortete Bardor: „Nein, nein, es ist alles glatt gegangen! Überhaupt keine Probleme!“
Er wollte grade die Karre ein Stück weiter bewegen, musste dann aber feststellen, dass der seltsame Zauber offensichtlich verflogen war und ihn es ihm nun wieder große Mühe bereitete, die Räder in Gang zu bringen. Daher zog er die Pflanze unter den Fischen hervor und musste erleichtert feststellen, dass sei keinen Schaden genommen hatte und sogar kein Fischgeruch an ihr haften geblieben war. Eine Blüte hatte sich geöffnet und verbreitete ihren gewohnt süßen Duft.
„Du müsst aufpassen, es kann sein, dass sie bald ihre Größe ändert, sie ist ziemlich unberechenbar.“
Farkas nahm die Pflanze behutsam entgegen und strich zärtlich über ihre Blätter. Ein seltsames Glitzern war in seine Augen getreten, als er ihr zuflüsterte: „Ich glaube, wir beide werden uns gut verstehen, du und ich.“
Zu Bardor gewandt:“ Ich habe bereits hinter meinem Haus ein Loch ausgegraben, da wird sie genug Platz haben und außerdem einen wundervollen Blick auf den Wald genießen können..... Warte, mein Schatz, ich werde dich jetzt zu deinem neuen Heim bringen.“ Er wollte sich grade auf den Weg machen, da hielt er kurz inne. „Warum habt ihr eigentlich diese Karre mit Fisch hierhergebracht?“
Bardor überlegte nur einen Augenblick und antwortet dann mit einem genüsslichen Grinsen: „Ach, die schickt dir Kapitän Blackbear als kleine Zugabe und mich hat er geschickt, weil ich der Koch bin und es verstehe, die köstlichsten Speisen zuzubereiten. Wenn du erlaubst, werde ich und meine – Küchenmagd hier (er überhörte Rosalyns unterdrückten Aufschrei) dir ein eine leckere Fischsuppe zubereiten.“
„Das ist überaus freundlich von euch. Geht nur ins Haus, da findet ihr eine Feuerstelle und ein paar weitere Zutaten, die ihr für die Suppe gebrauchen könntet.“

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Re: Cultures Satzkette

Beitrag von LadySilbermond » Sa 7. Mär 2015, 21:38

Rosalyn hielt das Küchenmesser wie eine Sticknadel und stach vorsichtig unter den vor ihr liegenden Fisch.
„So wird das aber nichts“, sagte Bardor und zeigte ihr ganz ganz genau, wie man einen Fisch für eine Suppe zubereitet.
„Tut mir leid, ich habe noch nie ein Küchenmesser in der Hand gehabt. Aber mit einer Sticknadel kann ich ganz gut umgehen.“
„Du sollst aber kein Muster in den Fisch sticken, sieh mal, so macht man das...“
Nach einiger Zeit hatte sich Rosalyn an das gleichmäßig Auf und Ab des Küchenmessers gewöhnt und merkte, dass ihre Gedanken um die Frage kreisten, die sie sich in letzter Zeit schon öfter gestellt hatte.
„Hm.... weißt du eigentlich, wie das.... mit dem Lösegeld war? Warum hatten die Matrosen auf dem Schiff gesagt, dass sie mich an... dieses... Haus verkaufen wollten? Warum wollten sie nicht auf das Lösegeld warten...?“
Bardor antwortete nicht sofort. Jetzt musste er ihr wohl oder übel die Wahrheit sagen.
„Ich glaube nicht, dass wir von Edrico jemals eine Goldmünze gesehen hätten. Kurz nachdem Blackbear dich von dem Schiff entführt hatte, das dich zu diesem Edrico bringen sollte, sind wir zu Edricos Burg gesegelt, wovon du ja nichts mitbekommen hast, das du in der Kajüte eingesperrt warst. Die Lösegeldforderung wurde daraufhin mit einem gezielten Pfeilschuss an unseren Mast genagelt. Blackbear hat auch versucht, deinem Vater eine Nachricht zu überbringen, aber auch von ihm ist keine Antwort gekommen. Daher sah er es wohl als das beste an, dich an den... hmmm. Meistbietendsten zu versteigern hier in Woodstock.“
Rosalyn hatte inzwischen eine gewisse Geschicklichkeit im Umgang mit dem Küchenmesser entwickelt und begann die Möhren mit wütenden Auf- und Abbewegungen zu putzen.
„Hmmm, da scheint mich ja offensichtlich tatsächlich niemand vermisst zu haben...“
Eine Zeitlang schwiegen sie, dann fragte Bardor:
„Wie gut kanntest du diesen Edrico denn?“
„Ehrlich gesagt, habe ich ihn nur einmal gesehen, aber er war genauso, wie ich mir meinen Märchenprinzen immer vorgestellt hatte. Ich habe es geliebt, mich stundenlang in der Bibliothek meiner Mutter aufzuhalten, sie hatte so schöne Bücher über Prinzessinnen, Prinzen und Zauberer und ich war mir immer sicher, dass ich eines Tages meinen Märchenprinzen finden würde, der genauso aussah wie in den Büchern. Meine Mutter ist leider sehr früh gestorben, und mein Vater hat alles daran gesetzt, mich zu einer richtigen Lady zu erziehen. Er hat Tanzlehrer, Handarbeitslehrerinnen und Gouvernanten bezahlt, die mir beibrachten, Konversation zu machen, damit ich eines Tages eine gute Partie werden würde. Ansonsten habe ich nicht viel von ihm gesehen. Er war immer sehr beschäftigt damit, meine vier Brüder in dem Umgang mit den Waffen und der Verwaltung seiner Ländereien einzuweisen, wofür Frauen wie ich natürlich nicht geeignet waren. Bis eines Tages Edrico bei uns auftauchte. Ich glaube, sie hatten damals einen Handel abgeschlossen. Ich hatte nicht alles verstanden, aber es ging wohl auch um Geld und Ländereien. Aber beim ersten Blick in seine Augen habe ich mich in ihn verliebt – und ich dachte, er hätte meine Gefühle erwidert... aber vielleicht war ich ihm doch keine Goldmünze wert...“
Ihre Stimme war immer leiser geworden, während sie wütend begann, eine Paprika für die Suppe in winzige Stücke zu zerhacken.
Eine Zeitlang waren sie weiter mit den Vorbereitungen für die Suppe beschäftigt, dann sagte Bardor: „Ich habe draußen im Garten Petersilie gesehen, könntest du etwas für die Suppe holen?“
Bardor wunderte sich, dass sie aufgehört hatte, spitze Bemerkungen zu machen und sich mit einem kurzen Nicken in Richtung Garten aufmachte, offensichtlich hatte sie die Sache mit dem Lösegeld doch ziemlich getroffen.
Rosalyn durchquerte einen Raum, der mit einer Unzahl an Schriftrollen und Büchern gefüllt war, während sie zu der Gartentür ging und blieb einen kurzen Augenblick stehen, um sie sehnsüchtig zu betrachten. Während ihrer Gefangenschaft auf dem Schiff hätte sie alles darum gegeben, ein Buch in den Händen halten zu können, aber sie war zu stolz gewesen, nach einem Buch zu fragen, das es sicher auch gar nicht gegeben hätte. Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, hatte sie sich von morgens bis abends mit ihrem Kopfputz und ihrer Schönheitspflege beschäftigt. Aber jetzt, wo sie diese vielen Bücher vor sich sah, konnte sie sich nicht daran hindern, nach einem Buch zu greifen. Zufällig trug es den Titel „Küchenkräuter und ihre Anwendung“. Sie hatte es vor Bardor nicht zugeben wollen, aber sie wusste überhaupt nicht, wie Petersilie aussah. Natürlich hatte sie schon mal die kleinen grünen Blättchen gesehen, die bei ihre zu Hause auf der Suppe herumschwammen, wenn sie fertig zubereitet gewesen war, aber sie wusste nicht, wie die Pflanze an sich aussah. Staunend sah sie die handgezeichneten und kolorierten kunstvollen Zeichnungen von allen möglichen Pflanzen und Kräutern in dem Buch. Schließlich fand sie auch eine Abbildung eines Petersiliensträußchens und sah es sich genau an, um es auch im Garten wiederfinden zu können.
Als sie die Stelle mit den Küchenkräutern gefunden hatte, bemerkte sie, dass Farkas die Pflanze bereits eingepflanzt hatte und irgendetwas vor sich hinmurmelte. Er schien Rosalyn nicht bemerkt zu haben, die einige Wortfetzen aufschnappen konnte.
„Dieses Holzbein war äußerst zäh... aber der Rest war sehr saftig...“

Das war aber nicht Farkas, das war eine andere Stimme....

Sie schlich etwas näher heran und versteckte sich hinter einem Baum. Jetzt sah, sie dass Farkas nicht mit sich selbst, sondern mit der – Pflanze sprach.

„Das glaube ich dir gerne und ich bin sicher, dass du dich hier wohlfühlen willst, hier, wo du die dritte Essenz finden wirst, die du für dein Wohlbefinden brauchst... Ich mag es, wenn sich meine Pflanzen bei mir wohlfühlen.“ Er streichelte die Blätter der Pflanze, die sich voller Wohlbehagen auf und abrollten.

„Ja, ich habe bereits von dem köstlichen Blut eines Menschen gekostet, habe Fleisch und Knochen – und ein Holzbein – eines anderen Menschen in mich aufgenommen und werde nun von geistiger Nahrung leben. Die düstere Essenz, die dieser Dunkelwald absondert, ist genau das richtige für mich und wenn es mir hier gut gefällt, kann ich dich sehr, sehr mächtig machen. “

Rosalyn war unfähig sich zu rühren.
Die Pflanze hatte …. Blackbear gefressen? Er war gar nicht vom Schiff gefallen? Und ich hatte mit dieser fleischfressenden Pflanze unter den Fischen gelegen!!!
Ganz ruhig …. ich kann jetzt entweder in Hysterie verfallen, wie ich es sonst tun würde, oder ganz ruhig nachdenken.
Eigentlich hatte Blackbear, diese alte Tyrann, sein Schicksal doch verdient. Immerhin gehörte es sich nicht, einfach junge Ladies zu entführen und dann auch noch in ein... Hurenhaus... verkaufen zu wollen.
Am besten, ich tue so, als wäre gar nichts geschehen, dieser Farkas ist offensichtlich nur an dieser Pflanze interessiert und wird uns sicher wieder weg lassen. Bald haben wir dann das Geld für die Pflanze und sind wieder weg.
An diesem Punkt angelangt, hörte Rosalyn auf nachzudenken. Und dann? Wohin sollte sie dann? Wollte sie überhaupt zurück zu Menschen, die offensichtlich froh darüber waren, sie los zu sein? Darüber würde sie sich später noch Gedanken machen.
Vorsichtig schlich sie sich zurück zu den Küchenkräutern, pflückte ein paar Sträuße und ging wieder zurück in die Küche.
Als das Essen fertig waren und sie alle um den Holztisch sassen, der aus einer riesigen Baumwurzel geschnitzt war, die in knorrigen Windungen aus dem Boden wuchs, löffelte Farkas, dem man nicht ansah, dass er gerade mit einer seltsamen Pflanze ein noch seltsameres Gespräch geführt hatte, mit Begeisterung die Suppe und lobte das Essen in den höchsten Tönen. Er hatte es offensichtlich gar nicht eilig, die beiden wieder wegzulassen, die es verstanden so köstliche Speisen zuzubereiten.
Bardor willigte schließlich ein, die Nacht hier zu verbringen und erst am nächsten Morgen wieder aufzubrechen.
Außerdem hatten sie noch eine sehr interessante Begegnung, denn es befand sich noch ein weiterer Gast am Tisch, der ebenso begeistert von dem Essen war wie Farkas. Eine knorrige kleine Gestalt, die sehr große Ähnlichkeit mit Farkas hatte, aber einen Bart wie Bardor trug und sich auf einen Wurzelstab stützte, war plötzlich aus einem Baumstamm am Rande des Gartens aufgetaucht. Bardor und Rosalyn hatten nicht schlecht gestaunt, als plötzlich eine Holzplatte von diesem ausgehöhlten Baumstamm beiseitegeschoben wurde und dieser Wurzelzwerg daraus auftauchte. Er wurde von Farkas mit freudigen Umarmungen begrüßt.
„Das ist Ugramor, ein guter Freund von mir. Hin und wieder wagt er den Weg duirch die unterirdischen Gänge unter dem Dunkelwald zu mir, um mir ein paar nützliche Dinge zu bringen, die ich hier in Woodstock nicht finden kann. Die Zwerge in Khaz Modan haben in ihren Minen einige sehr gute Mineralien und Kristalle, die für das Wachstum meiner kleinen Lieblinge, meiner Planzen sehr nützlich sind.“
Tatsächlich schüttelte Ugramor einige sehr schöne Kristalle auf den Tisch, die in allen Regenbogenfarben schillerten.
„Es gibt eine Verbindung von hier zur Zwergenstadt?“ Bardor war hellhörig geworden. Er war zwar Zeit seines Lebens mit seinem Vater in der Welt herumgereist, der nichts von einem sesshaften Leben hielt oder Lust hatte in einer Mine zu arbeiten,stattdessen hatten sie bei verschiedenen Tavernen gekocht, waren mit Zigeunern durch die Lande gezogen und hatten auf zwergenuntypische Art ihren Lebensunterhalt verdient, aber er wusste, dass seine Vorfahren aus Khaz Modan kamen und er wollte schon immer in diese Stadt reisen, um nach seinen Ahnen zu forschen, doch dann war Blackbear gekommen und hatte ihn für sein Schiff zwangsrekrutiert.
„Würde es dir etwas ausmachen mich mit nach Khaz Modan zu nehmen wenn du zurückgehst oder … uns – falls es sich die Lad- ähm meine Magd dazu entschließen würde, mitzukommen. Das Leben auf einem Schiff ist nicht unbedingt das, was ich mir für den Rest meines Lebens vorgestellt hätte.“
„Ich habe auch schon gehört, dass Blackbear euch wahrscheinlich gar nicht so vermissen würde, da ihn offensichtlich irgendein unbestimmtes Schicksal ereilt hat. Aber da ihr mir diese wundervolle Pflanze gebracht habt und uns so ein köstliches Essen zubereitet habt, wäre ich gerne bereit, euch das vereinbarte Gold zu geben.“
Ugramor war einverstanden und Rosalyn etwas schweigsam, als sich Bardor und Ugramor über die Einzelheiten der unterirdischen Reise unterhielten. Farkas gab ihnen einige mit Moos gepolsterten Schlafrollen, auf denen es erstaunlicherweise sehr weich und gemütlich war, da sie außerdem noch sehr süß dufteten.
Die drei Männer waren bald in einen tiefen Schlaf gesunken und begannen nach Herzenslust zu schnarchen.
Rosalyn konnte natürlich überhaupt nicht schlafen, da sie das Gefühl hatte, neben einer Sägemühle zu liegen, die einen dicken Baumstamm nach dem anderen zersägte. Ruhelos wälzte sie sich hin und her und schlich sich schließlich auf leisen Sohlen in den Raum mit den vielen Büchern und Schriftrollen. Wer weiß, wann sie wieder die Gelegenheit haben würde, so viele Bücher auf einmal zu sehen. Der Mond schien durch das Fenster und gab genug Licht, so dass sie staunend ein Buch nach dem anderen hervorziehen und bewundern konnte. Sie stellte fest, dass jedes einzelne ein kalligraphisches mit wunderschönen Bildern verziertes einzigartiges Kunstwerk war. Auf vielen Büchern war sogar Farkas als Autor angegeben, also schien er eine Vielzahl dieser Bücher selbst gemalt und geschrieben zu haben.
Schließlich fiel ihr Blick zufällig auf ein Buch, das bereits auf einem Eichentisch lag und aus dem ein goldgeprägtes Lesezeichen hervorschaute. Offensichtlich war Farkas gerade dabei es zu lesen.
„Geheimnisvolle mystische Planzen – geschrieben von Jazzarh, Magier an der Magierakademie von Magrihuana“
Vorsichtig wendete Rosalyn die einzen Seiten bis sie zu der Stelle kam, in der das Lesezeichen steckte und ihr stockte der Atem.
Dort war eine Abbildung einer Pflanze mit Blüten, die genauso aussahen, wie die sonderbare Pflanze, die Farkas gerade hinter sein Haus gepflanzt hatte.

„Diese Pflanze existiert bisher nur in der magischen Essenz, dem Quell, der den Ursprung meiner Magie bildet. Der dunklen Schlucht im Charkanis Gebirge.

Wenn der Tag gekommen ist, an dem ich diese Pflanze in der wirklichen Welt sich manifestieren lassen, wird sie sich von drei magischen Essenzen ernähren, bis sie denjenigen findet, der ihr bestimmt ist und ihr die dritte magische Essenz gibt, damit sie meine dunkle Magie weiter über die Erde verbreiten kann.
Die erste Essenz wird das Blut eines Menschen sein.
Die zweite Essenz menschliches Fleisch und Knochen.
Die dritte Essenz wird die dunkle Magie des Waldes sein.

Es wird nicht möglich sein, diese Pflanze jemals mit Gewalt zu zerstören. Immer wieder wird sich in diesem Fall ein Ableger finden, der neue Wurzeln fasst.

Derjenige, dem es bestimmt ist, die Pflanze mit der dritten Essenz zu füttern, sollte dafür sorgen, dass möglichst viele Ableger von ihr in der Welt verteilt werden, damit die Wohltaten der schwarzen Magie die Welt mehr und mehr durchdringen können.

Dass die Pflanze jemals zerstört wird ist fast unmöglich, es sei denn, einer ihrer Ableger wird zurück in die dunkle Schlucht in Charanakis geworfen, dann kehrt die dunkle Magie zu ihrem Ursprung zurück und wartet erneut auf ihre Erweckung.“

Rosalyn brauchte einen Augenblick, bis sie die Bedeutung dieser Worte verstand. Sie hatte in den Büchern ihrer Mutter oft genug von Magie und Zauberern gelesen, aber dieses war etwas ganz anderes. Es war kein Märchen, sondern die Wirklichkeit.

Die Pflanze war also die Verkörperung der dunklen Magie und es war nur möglich, sie zu zerstören, wenn man sie zu ihrem Ursprung zurückbrachte?

Vorsichtig schloss sie das Buch wieder und legte es so auf den Tisch, wie sie es vorgefunden hatte. Dann schlich sie sich zurück zu ihrer Schlafmatte und fand bis zum Morgengrauen keinen Schlaf, bis sie kurz einnickte, aber dann bald von Bardor geweckt wurde.

„Aufstehen, du Langschläferin. Ugramor ist schon bereit aufzubrechen und Farkas hat uns ein besonderes Geschenk gemacht. Jetzt ist nur noch zu entscheiden, ob du mit uns kommen willst oder andere Pläne hast.“

Rosalyn streckte sich und blinzelte. Dann fiel ihr Blick auf Farkas Geschenk. Fast hatte sie es geahnt. Ein kleiner Wurzel mit einem Stengel, der eine süßduftende Blüte trug, lag sorgfältig verpackt in Bardors Hand.

„Ich komme mit euch“, sagte Rosalyn.

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