Satzkette2: Der Auftrag der Quelle

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Alix
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Re: Satzkette2: Der Auftrag der Quelle

Beitrag von Alix » Mo 20. Apr 2015, 21:34

Doch die Stimme blieb still und plötzlich umschwebte ein feiner süßer Duft die Truppe.
Brisa, Kori und Schattenfalke rochen es verwundert, um kurz darauf betäubt zu Boden zu sinken.
Quax war sofort alarmiert und versuchte einen Atemschutzzauber, doch der gelang ihm nur halb auch er sank benommen um.

Hakon war noch am schnellsten. Er versuchte den Atem anzuhalten, rannte in der Nebel davon in Richtung Wasser und entging so der Duftwolke fast völlig. Nur eine leichte Übelkeit machte ihm zu schaffen und er setze sich hin um nachzudenken. Nun war er zwar dem Duft entgangen aber dafür erst mal völlig orientierungslos im Nebel. Aber seine Gelassenheit sorgte dafür, dass er sich keine Gedanken machte sondern einfach abwartete und meditierte. In Nebel konnte er sowieso nichts unternehmen.

Die Gestalt im Nebel lächelte still und machte ein Geste. Der Nebel in der Nähe des Turm löste sich auf und mit dem Nebel zog auch der Duft ab. Sie ging zu den am Boden Liegenden und betrachtete sie genauer. Es waren nur vier! Wo war der fünfte? Aber im Nebel würde er nicht weit kommen. Die Frau pfiff und ein paar ihrer Diener erschienen. "Schafft die Truppe in die Zellen. Nehmt ihnen ihre Sachen ab und verstaut sie in den Truhen und gebt Bescheid, wenn sich der Letzte zeigt."

Quax stöhnte, als er kurze Zeit später erwachte und sah sich um. Er war in einer Art Zelle, aber nicht aus Stein, sondern irgendwie aus verwachsenem Holz. Selbst die Pritsche auf der er lag schien aus lebendigen Ästen zu bestehen. Er stand auf und schaute sich um. Es gab keine Tür, aber in der Wand war ein Fenster, neugierig schaute er hinaus und merkte, dass sich der Raum ein ganzes Stück über dem Erdboden befand. Man könnte zwar leicht durch das Fenster klettern, aber würde ohne Seil nicht lebendig unten ankommen! "Ein Schwebezauber sollte eine Flucht möglich machen! Aber die Nebelgestalt schien nicht wirklich bösartig zu sein, erst mal abwarten." überlegte er.

Er musste nicht lange warten und die Wand öffnete sich einen Spalt, herein trat eine Gestalt in einem grauem Gewand mit Kapuze und einem Schleier vorm Gesicht und sprach. "Du hast nur wenig von dem Schlafmittel abbekommen und du bist ein Zauberer, deshalb befasse ich mich mit dir zuerst. Wer bis Du, ein Illusionist?"

"Mein Name ist Quax. Wie weit sich mein magisches Potential erstreckt, will ich mit Hilfe der Magierakademie erst herausbekommen. Ich versuche mich ein wenig mit Illusionen und Wetterzaubern und natürlich den üblichen Anfängertricks wie Feuerzaubern. Wie ist Dein Name und warum verbirgst Du Dich hinter so viel Stoff?"

"Mein Name? Meine Mutter nannte mich Raya, jetzt rufen alle Hexe im See, wenn sie mich zum Fluchen benutzen. Wozu willst Du wissen, wie ich aussehe? Ich könnte mein Gesicht durch Zauber wunderschön gestalten, aber ich finde den Stoff zum Verbergen des Aussehens ehrlicher. Für einen Magielehrling bist du schon ziemlich alt!"

"Nun so alt bin ich nun auch nicht!" protestierte Quax "Ich bin gerade mal 40! Ich hatte nie Zeit zu den Magiern zu gehen. Mein Bruder war dort in der Bibliothek und hat mich schon immer mal eingeladen. Aber ich bin nie hingekommen, es gab zu viel zu tun und meine Magie ist etwas unzuverlässig. Ich wollte schon mal einem Skelett helfen, das mich gebeten hat ihm vom Untotendasein zu erlösen. Statt ihn endgültig zu töten, hat ihn mein Zauberspruch wiederbelebt, jetzt verdient er seinen Unterhalt in Bredun als Koch! Immerhin hat ihm das besser gefallen, als der Skelettzustand, weil er jetzt wieder die Speisen und Getränke schmecken kann!"

Raya lächelte still. Was war das nur für ein kaputter Typ! "Glaubst du ernsthaft die Magier befassen sich mit Dir?"

Quax zuckte mit den Schultern. "Ich bin nicht nur deshalb dorthin unterwegs. Brisa, die Bogenschützin, Kori der Kapitän und ich sind im Auftrag der Quellnymphe von Bredun losgezogen, um die Quelle bei den Magiern zu reinigen. Die anderen beiden, Schattenfalke und der apfelwerfende Hakon sind uns gefolgt. Hakon als Führer, weil er den Weg kennt und Schattenfalke wohl auf der Flucht vor persönlichen Feinden. Wo sind meine Freunde? Auch in solchen Zellen und wo sind meine Sachen? Ich hoffe, wir können uns mir Dir einigen, dass wir in Ruhe weiterziehen können!"

"Drei schlafen noch tief und fest. Dem Apfelwerfer ist die Flucht vor dem Duft gelungen! Er sitzt draußen im Nebel und wartet wohl auf ein Wunder. Meine Diener passen auf, falls er sich bewegt, werden sie mich informieren. Er kann ja nicht ewig sitzen!"

"Da wäre ich mir nicht so sicher! Die Frage ist wer länger sitzt, deine Diener oder Hakon! Ich hab ihn nächtelang meditieren sehen! Aber was willst du mit uns anstellen?"

"Ich weiß es nicht! Ich möchte nicht, dass Gerüchte entstehen, man könne diese Insel hier besuchen oder sich ihr gefahrlos nähern! Ich muss die Bäume und meine Diener die Baummenschen schützen. Wenn sie jung sind leben sie in den Bäumen und wenn sie alt sind werden sie selbst zu Bäumen! Es darf nie wieder ein Baum auf dieser Insel gefällt werden, das musst du verstehen!"

"Das hier" Quax zeigte das Holzgeflecht "War sozusagen mal ein Wesen was herumlaufen konnte und der Turm, der ist doch aus Stein?"

"Ja du hast recht, auch dieser Baum war ein herumlaufendes Wesen! Der Turm ist nur ein Rest der Menschenbauten. Irgendein Händler hat ihn gebaut, als Leuchtturm. Ich lagere in seinem inneren Dinge, die sich hier oder im Wasser noch ab und zu finden von den hier durchreisenden Menschen."

"Hast du keinen Kontakt zur Außenwelt?"
"Doch! Ein paar der Amazonen arbeiten für mich. Ab und zu fahre ich mit meinem Boot nach Rudap nachts und direkt zu der Anlegestelle im Gildenhaus. Ich gebe ihnen Heiltränke und sie handeln für mich! Auch zu ein paar Zwergenpriestern hab ich Kontakt. Nicht alle denken die Hexe im See ist bösartig und gefährlich. Aber ich fühle mich wohl hier, trotz Einsamkeit. Die Baumleute können nur leider nicht sprechen. Aber sie sind gutartig und ehrlich. Nicht so intrigant und ignorant wie die Menschen und vor allem die Magier der Akademie!"

"Du kennst die Akademie?" frage Quax
"Ja ich war vor Jahren dort, um meine Magie untersuchen zu lassen und zu lernen. Aber einer der dortigen Magier hatte sich wohl in eine der Magierinnen verliebt und irgendetwas ist passiert, was die herrschenden Magier zu dem Schluss kommen lies, dass Frauen Unglück bringen, vor allem junge Frauen!
Es gibt dort jetzt nur noch ein paar sehr alte Zauberinnen, die man wohl nicht als Männer gefährdend eingestuft hat. Die anderen Frauen mussten gehen. Das wäre ja nicht weiter tragisch gewesen! Aber die Magier haben Gerüchte verbreitet, dass Frauen die Magie ausüben Hexen sind und Unglück bringen! Ich hatte keine Chance mehr wie zuvor vom Verkauf von Heiltränken oder Schutzamuletten zu leben.

Auf einer Reise von Lunasek nach Rudap legte mein Schiff auf dieser Insel an und der Kapitän warf mich von Bord, um ohne mich weiterzufahren! Der Wind auf dem See hatte seine Ladung etwas durcheinander geworfen hatte, woran natürlich ich schuld sein musste! Umbringen wollten sie mich wohl nicht, aber loswerden.

Die Bewohner hier fanden mich und nahmen mich auf, auch sie beherrschen eine Form von Magie. Ich habe von ihnen gelernt. Seit dem beschütze ich sie und kein Schiff traut sich mehr in die Nähe der Insel. Außer euch natürlich und nun weiß ich nicht was ich tun muss. Aber ich werde die Baumleute fragen, sie spüren den Charakter eines Menschen.
Sie werden auch nicht müde euren Hakon zu bewachen! Jeder Baum kann länger ruhig stehen, als der beste Meditierende sitzen kann!

Ich lasse Dich jetzt allein, um mich mit deinen Freunden zu unterhalten, dann sehen wir weiter. Ich schicke Dir Wasser und ein paar Früchte vorbei!" Raya lehnte sich an die Baumwand und verschwand durch eine sich sofort wieder schließende Öffnung.

Quax blieb verwundert aber nicht sehr besorgt zurück. Die Frau faszinierte ihn! Nach einer Weile öffnete sich eine Art Fach in der Wand und darin stand ein Krug mit Wasser und eine Schale mit Früchten!
Erst wenn Du am Abgrund stehst und nicht mehr weiter weißt erkennst Du, wer Dich zurückreißt und wer Dich springen läßt.

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Alix
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Re: Satzkette2: Der Auftrag der Quelle

Beitrag von Alix » Di 21. Apr 2015, 21:38

Als kurze Zeit später Brisa erwachte, schaute auch sie sich besorgt um. Ihre Sachen waren verschwunden, vor allem ihr Bogen und der Kächer.
Auch ihre Zelle hatte ein Fenster, hoch über den Bäumen und keine Tür. 'Wo sind die anderen?' dachte Brisa und als hätten die Wände ihre Gedanken gehört öffnete sich eine Wand und sie schaute in eine andere Zelle und sah Kori wie er friedlich auf seiner Pritsche ruhte.

Brisa ging zu ihm hin und versuchte ihn zu wecken.
"Es dauert noch ein paar Minuten bis er erwacht, warte einfach ab! Willkommen Mädchen in meinem Baumhaus, ich bin Raya, die Herrin der Insel. Eure Sachen liegen sicher in einer Truhe, ich wollte nicht, dass ihr versehentlich jemand verletzt!" hörte sie plötzlich eine Stimme und drehte sich um. Irgendwie war eine verschleierte Frau in den Raum getreten stellte Brisa fest.

"Was hast du mit uns gemacht?" fragte sie aufgeregt.
"Nur ein sanftes Schlafmittel! Ich hatte keine Lust auf ein magisches Duell oder einen Pfeil von deinem Bogen. Euer Magier Quax ist schon länger wach und hat mir das Ziel eurer Reise erläutert. Ich muss darüber nachdenken und seine Antworten prüfen. Bis dahin bleibt ihr beide hier in den Raum. Ich schicke Euch Obst und Wasser."
Bevor Brisa noch weiter Fragen stellen konnte verschwand die Frau durch die Wand, die sich sofort wieder schloss.
Zumindest droht wohl keine Gefahr, dachte die Bogenschützin und wenn Kori wirklich bald erwacht können wir gemeinsam nachdenken.

Raya ging inzwischen weiter und überlegte. Noch ein Gefangener war hier! Aber die Bäume hatten sie gewarnt, seine Gedanken sind schwierig einzuschätzen, es war wohl erst mal besser ihn weiter mit den Schlafmittel ruhig zu stellen. Und der sitzende Apfelwerfer? Er saß immer noch still und gelassen. Erstaunlich. Aber da die Bäume ihn als ehrlich und gutmütig einschätzen machte sich Raya erst mal keine Sorgen.

Sie verließ ihr Baumhaus und ging zu einer Quelle mitten auf der Insel. Neben der Quelle stand der älteste Baum. Raya setze sich zu seinen Füßen und lehnte sich an ihn, um nachzudenken. "Heiliger Baum schick mir eine Idee was ich tun soll, um unsere Insel nicht in Gefahr zu bringen" bat sie in Gedanken und schloss die Augen. Schon oft hatte ihr der Baum bei Entscheidungen geholfen.

Lange passierte nichts. Raya war schon besorgt, der Baum würde heute nicht mit ihr Kommunizieren. Aber dann hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. "Du sorgst Dich zu viel Kind! Dank deine Hilfe ist unsere Insel wieder sicher für viele Jahre! Wir sind nicht mehr so hilflos, wie am Anfang, als wir die Menschen noch nicht so genau einschätzen konnten. Es wird Zeit, dass du auch mal an Dich denkst! Die Reisenden müssen weiter ziehen, sie haben einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Willst Du nicht mit ihnen ziehen zumindest für eine Weile? Die Einsamkeit hier ist nicht gut für Dich!"

"Ich verstehe dass sie einen Auftrag haben und werde sie ziehen lassen. Inzwischen denke ich auch, sie werden nichts verraten von dem was hier passiert ist. Aber warum soll ich mitgehen? Die Menschen würden mich als Hexe nicht unter sich dulden!"

"Du musst ja keinem sagen, dass du eine Hexe bist! Im Turm sind noch viele Sachen, verkleide Dich zum Beispiel als Amazone, dann kannst Du sogar mit Heiltränken handeln und wenn du merkst, es geht nicht, komm zurück! Aber du wirst sehen, die Welt braucht solche wie Dich und du brauchst die Menschen."

"Ich hab Angst! Hier ist alles so friedlich!"
"Auch hier kann jederzeit das Chaos ausbrechen, zum Beispiel wenn es der Truppe nicht gelingt ihren Auftrag auszuführen!"

Seufzend dachte Raya, "Wahrscheinlich hast du recht!" und dann stand die entschlossen auf und lief zum Turm, denn dort waren wirklich viele Sachen verloren von Schiffen oder erhandelt durch die Amazonen. Unschlüssig schaute sie auf ihre Schätze, dann fiel ihr Brisa ein. Das Mädchen war sehr praktisch gekleidet und in ihrem Gepäck befanden sich weitere Kleidungsstücke, die eine Reise ins Gebirge erleichterten. "Will ich wirklich noch mal zu den Magiern?" überlegte sie. "Nun es könnte lustig werden zu sehen, wie dieser Quax behandelt wird!" lächelte sie. Es gab Gerüchte, dass die Magier kaum noch Fremde zu sich holten und sich eher stritten statt zu forschen.

In ihrer Turmkammer stand auch ein Spiegel, Raya löste ihren Umhang und den Schleier und schaute hinein. Nein, dieses Gesicht war zu schön für die Straße! Lächelnd strich sie sich über das Gesicht. Die Nase etwas krummer, ein paar Falten um die Augen, die Lippen schmaler, die Haare dünner und kurz, ein paar Sommersprossen... schon besser. Zwar umständlicher als ein Stoffschleier aber genauso wirkungsvoll.
Dann suchte sie aus den Sachen praktische Reisekleidung und zog sich um. Ein letzter Blick in den Spiegel, ja, so würde sie als handelnde Amazone durchgehen. Die Sonne geht bald unter! Ein guter Zeitpunkt den Apfelwerfen zu besuchen.

Raya verließ den Turm mit einer gut gefüllten Tasche, die sie davor abstellte. Mit einer Handbewegung vertrieb sie den Nebel vom Zentrum der Insel und lief in die Richtung wo Hakon saß. Der bemerkte den sich auflösenden Nebel stand auf und schaute ihr entgegen.

"Ist es nicht ziemlich ungemütlich hier draußen im Nebel" fragte sie belustigt. Hakon sah die Frau lächelnd an. Nur kurz verzog sich sein Gesicht. Irgendetwas an ihr war nicht echt, eine Illusion? Aber er verneigte sich ehrerbietig. "Guten Tag Inselherrin! Keine Sorge! Ich habe schon an ungemütlicheren Stellen gesessen. Habt ihr wieder Duft dabei, muss ich mich aufs Weglaufen konzentrieren?"

Raya lachte "Noch keiner hat es geschafft, den Pflanzen zu entgehen! Ihr erstaunt mich! Aber kommt bitte mit, ich führe Euch zu den anderen. Quax euer Magier hat mir von einer Mission berichtet und wie es scheint, sind meine Gefährten hier auf der Insel der Meinung, diese Mission wäre sehr wichtig."

"Nun ja! Wenn man die Welt nicht im Dunkel versinken lassen will, ist sie wohl wichtig! Obwohl die Dunkelheit auch interessant ist, man sieht das Licht besser! Allerdings bevorzugen die meisten Menschen das Licht, also sollte wohl das Dunkle bekämpft werden!"
"Interessanter Gedanke!" lachte Raya "aber lasst uns gehen, es wird bald dunkel."

Hakon und Raya liefen zum Baumhaus zurück. Raya berührte eine Ranke und eine Plattform schwebte herab, die beide nach oben zu den anderen trug. Dort waren inzwischen die Wände verschwunden und ein großer Raum hatte sich gebildet in dessen Mitte ein runder Tisch stand. Auf dem Tisch standen Obst und Wasser und um den Tisch waren Bänke auf denen Kori, Brisa und Quax saßen und diskutierten. Der Raum war beleuchtet von Moosen.
Sie hatten inzwischen auch ihre Sachen wiedergefunden. Schattenfalke lag jedoch noch immer schlafend auf eine Pritsche an der Wand.
Als Hakon und Raya erschienen sprangen die Gefährten erstaunt auf, um die nun unverschleierte Frau zu sehen.

"Setzt euch wieder hin und greift zu, wir müssen reden" sagte Raya. Alle setzen sich und sprachen über ihre Reise, Rayas Vergangenheit und den Auftrag den ihr der Baum gegeben hatte.
"Warum schläft Schattenfalke noch, fragte Brisa neugierig?"
"Die Bäume trauen ihm nicht. Er wird erst morgen erwachen, es ist besser, wenn er nicht zu viel sieht."

"Du willst also mit uns kommen?" fragte Kori erstaunt. "Auf meinem Boot wäre noch Platz, wäre nur schön wenn es einen Steg gäbe zum einsteigen!"
"Es gibt einen Steg natürlich! Schlaft jetzt! Morgen früh werde ich Euch abholen und meine Diener werden euren schlafenden Gefährten und seine Sachen zum Steg tragen. Ich hole Euch ab."
Eigentlich wollte keiner schlafen, zu viel gab es noch zu bereden. Doch das Licht der Moose verblasste langsam und morgen auf den Schiff wäre auch noch genügend Zeit zum nachdenken.
Erst wenn Du am Abgrund stehst und nicht mehr weiter weißt erkennst Du, wer Dich zurückreißt und wer Dich springen läßt.

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Re: Satzkette2: Der Auftrag der Quelle

Beitrag von Alix » Mi 22. Apr 2015, 13:44

Schattenfalke träume genussvoll! Sanfte Frauenhände streichelten über seinen Körper, dann trugen sie ihn auf ein weiches Bett und setzten sich zu ihm. Erwartungsvoll räkelte er sich auf dem weichen Stoff und bemerkte, dass das Bett schwankte.
"Wieso schwankt das Bett? Und was ist das für ein plätschern?" dachte er und öffnete die Augen. Tatsächlich saßen zwei Frauen bei ihm! Die eine sah reizvoll aus und ähnelte Brisa, die andere eher gewöhnlich, dünne Haare, ein Sommersprossengesicht nicht hässlich aber nicht unbedingt begehrenswert. Das Bett schwankte immer noch und über ihm war ein wolkenloser Himmel.
Schattenfalke schüttelte den Kopf, schloss die Augen noch mal um weiter zu träumen, doch das Schwanken blieb.

"Guten morgen! Hast du Hunger oder Durst!" hörte er Brisas Stimme und wurde damit endgültig wach, um festzustellen, dass er tatsächlich ziemlichen Durst spürte. Er setze sich auf und griff dankbar nach der Wasserflasche die ihm Brisa reichte.

"Wir sind wieder auf dem Schiff!" sagte er erstaunt und nach einer Weile "Wieso Guten Morgen und überhaupt, wer ist diese Frau da neben mir?"

"Ganz einfach, du hast sehr tief geschlafen und da wir abreisen wollten haben wir dich auf Koris Schiff verfrachtet. Die Dame neben dir ist die Herrin der Insel. Sie hat beschlossen mit uns zu kommen!" Brisas versuchte Schattenfalke nicht zu sehr zu beunruhigen.

"Ich erinnere mich! Die Stimme aus dem Nebel, dann war dieser Blütenduft!" dann starrte er Raya an und rief entgeistert "Das ist die Hexe vom See? Die mich eingeschläfert hat! Die kommt mit uns! Seit ihr sicher, das das eine gute Idee ist?"

Raya lächelte "Ich war schon oft in Lunasek. Die Zwerge handeln mit mir. Wo ist dein Problem?"
"Du hast mich vergiftet!" schimpfte Schattenfalke "Und was ist mit den tausenden auf dem See verschwundenen Menschen?"

"Tausende? Oh, was doch Gerüchte so bewirken! Keiner ist wirklich verschwunden. Alles haben nach mehr oder weniger langer Irrfahrt durch den Nebel irgendwann ein Ufer erreicht und du hast genauso geschlafen, wie Deine Freunde! Ich konnte schließlich nicht zulassen, dass mir euer Magier einen Feuerball auf die Bäume wirft oder die Bogenschützin meine Diener erschießt. Was kann ich dafür, dass du so sensibel reagiert und länger schläfst als die anderen?"

Kopfschütteln setzte sich Schattenfalke auf und konzentrierte sich, dann streckte er seinen Arm aus. Als sein Falke etwas später darauf landete und er ihm über den Kopf streichen konnte beruhigte er sich langsam. Das nördliche Ufer des Sees kam in Sicht, bald war er wieder auf festem Boden! "Wasser ist ganz entscheidend nicht mein Element!" dachte er und suchte in seinen Sachen nach etwas getrocknetem Fleisch für seinen Vogel, doch der schaute ihn nur an und schien zu sagen "Was soll ich damit? Dort ist ein Gebirge, da gibt es lebendiges Fleisch!" Seufzend warf er den Falken nach oben und fing an selbst auf den Fleisch zu kauen. Soll der Falke im Gebirge fliegen!
Dann schaute er Raya abschätzend an. Irgendwie hatte er sich Hexen mystischer und schöner vorgestellt. Es hieß doch, kein Mann könne sich dem Zauber einer Hexe entziehen. "Wenn ich die Wahl habe zwischen Brisa und dieser Dame, dann Brisa! Vielleicht war sie gar keine richtige Hexe?" dachte der Falkner.

Langsam näherte sich das Ufer, Kori steuerte auf Rayas Rat hin eine kleine verdeckte Bucht an, die ein rasenbewachsenes Ufer hatte und in der umgefallene Bäume ins Wasser ragten. So konnte sich die Gruppe gut ans Ufer ziehen und die Sachen einigermaßen bequem entladen. Kori verkleinerte das Boot und steckte es in seine Tasche.
Raya führe die Gruppe auf einen Weg nahe der Bucht. "Das ist der normale Weg in die Stadt! Geht man nach rechts kommt bald der Sumpf und ein paar Tag später Rudap. Nach links sieht man schon bald die ersten Fischerhütten."
Erst wenn Du am Abgrund stehst und nicht mehr weiter weißt erkennst Du, wer Dich zurückreißt und wer Dich springen läßt.

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